Freitag, 22. April 2016

Komein - Ein Mokoscha-Schrein für ein Larp

Erstellungsdatum: 06. Februar und 08. April 2016


Vom 8. bis zum 10. April haben der WurzelPrinzGemahl und ich ein Larp für Freunde organisiert. In den Monaten davor haben wir jede freie Minute in die Basteleien für dieses Larp gepackt.
Das Larp trug den Namen "Komein I - Ansprüche" - wer nach weiteren Beiträgen zu Komein (Ausgesprochen: Komain) sucht, für den habe ich in den Labels einen entsprechenden Eintrag vorgesehen.


Bei dem Larp ging es darum, dass ein Spielercharakter zur Ritterin geschlagen wurde. Nun musste diese Dame ihr Lehen noch in Besitz nehmen. Doch wer wären wir, wenn wir ihr da nicht Steine in den Weg legen würden? Es gab einen großen Makel am Lehen, der erst behoben werden musste, damit sie das Lehen dann ihr eigen nennen konnte. Der Plot bestand aus diversen Elementen, die nicht stringent aneinander gereiht werden konnten. Unser Konzept für das Larp bestand darin, dass wir die NSC Figuren gut ausgearbeitet haben und in die Hintergrundinformationen für diese Figuren viel Wissen gepackt haben. Nur in Kombination mit anderem Wissen und zum Teil auch Gegenständen konnten dann die diversen Plotstränge gelöst werden. Zudem war das Larp darauf ausgerichtet, dass eben nicht alles gelöst werden konnte - alleine, weil es dermaßen viele Informationen gab, die in den NSC-Figuren steckten. In einem bewohnten Ort ist es einfach nicht möglich innerhalb eines Larps ALLES herauszufinden, JEDES Problem zu lösen und JEDEN NSC-Charakter bis an die Grenze des Wissens auszuforschen (Zur Erinnerung: Ein Larp dauert üblicherweise von Freitags Abends ca. 21 Uhr bis Sonntag Nacht/früh, wenn alle ins Bett gehen).

Ein wichtiger Bestandteil unseres Plots war ein Schrein für eine Gottheit, die Gottheit über das Handwerk und den Handel: Mokoscha (für alle DSA Spieler: Ich rede hier von unserem eigenen Götter-Pantheon im Larp-Land Aremia, hier bereits vorgestellt.)


Der Schrein wurde von einem Geweihten auf der Durchreise vor einigen Jahren errichtet. Da der Geweihte nicht gerade handwerklich geschickt war, sondern vielmehr die Handels-Seite von Mokoscha verinnerlicht hatte, sah der Schrein entsprechend einfach aus.
Hintergrund: Der WPG und ich sind handwerklich nicht sonderlich begabt und wir haben weder die Materialien, um großartig Holz zu bearbeiten, noch hatten wir die Zeit, mehr aus dem Schrein zu machen.

IT haben wir den Schrein und sein Aussehen dann entsprechend an die dem Geweihten kaum zur Verfügung stehende Zeit und seinem handwerklichen Ungeschick untergeschoben. Zudem stand der Schrein auch einige Jahre in Wind und Wetter.
Angedacht war, dass wir den Schrein im Herbst 2015 bauen und dann den Winter über draußen stehen lassen - und etwas mit Moos-Spray verschönern. Wir haben im Herbst 2015 nicht gebastelt und so mussten wir improvisieren. Wir haben sehr lange gebraucht, um unsere Anfangsidee in etwas für uns umsetzbares umzustricken. Der Schrein musste einen doppelten Boden im Sockel haben. In dem Freiraum dann steckte das Tagebuch des Geweihten - der gute Mann war zu Tode gekommen und seine Aufzeichnungen halfen den Spielern dabei, Teile des Plots zu lösen - unter anderem auch den Mord an dem Geweihten.


Die beiden Böden bestehen aus ca. 5 cm dicken Baumscheiben. Der Vater der Gnomität hatte per Zufall Holzfäller in der Nähe und hat denen dann zwei Scheiben abgeschwatzt. Man sieht: Ich baue echt alles und jeden ein in Larp-Vorbereitungen - gut, ich hatte auch in meiner Verzweiflung im Februar 2016 angefangen meinem Vater die Situation zu schildern und zu fragen, wo wir denn bitte schöne, wenig bearbeitete Baumscheiben oder Ähnliches herbekommen könnten. Diese Scheiben haben der WPG und ich dann aufeinander geständert und mit diversen Rindenstücken verbunden. Dadurch wirkte der hohe Sockel "gewollt". Die Rinde hatte noch einen weiteren Zweck: Der Hohlraum sollte nicht sichtbar sein aber es musste ja eine Stelle geben, an der der Mokoscha-Geweihte sein Tagebuch in den Hohlraum geschoben hat. So haben wir einmal ein breites Stück Rinde abknickbar gestaltet und ein weiteres Rindenstück herausziehbar unter anderen Rindenstücken eingeklemmt. Dadurch entstand ein Loch, groß genug, um bequem in den Hohlraum greifen zu können und dort etwas unterzubringen.
Hätte sich einer der Spieler die Stücke genau angesehen, hätte er an diesen Stellen feststellen können, dass dort keinerlei Nägel eingeschlagen waren.

Hier ist in einem Bild kurz dargestellt, was ich oben als Text versucht habe zu erklären. Die untere Baumscheibe wird komplett vom Moos und den Rindenstücken verborgen.



Die Höhe des Schreins beträgt 60 bis 70 cm. Ein "Wegekreuz" als Schrein sozusagen.
Der WPG und die dritte SL im Bunde haben den Schrein schön in freier Wildbahn aufgestellt und mit Moosplatten auf dem Boden umgeben. Er hatte wirklich den Charme von: "Der steht schon seit Jahren da"

Das Dach des Schreins ist an zwei halben Aststücken angebracht, die wiederum mit den beiden Sockelplatten verbunden sind. Das Dach selbst besteht aus halben Aststücken, die wir auf Konterlattung aufgenagelt haben. Damit das Dach einigermaßen wetterfest wurde, haben wir es von unten mit heißem Wachs bestrichen. Wir haben darauf geachtet nur solches Material zu verwenden, dass auch dem Mokoscha-Geweihten innerhalb der Spielewelt zur Verfügung stand. Wir wussten ja nicht, wie stark die Spieler den Schrein auseinander nehmen würden.

Als Dachfirst haben wir Rinde aufgenagelt, um die Enden der halben Aststücke zu verbergen - ein wenig hübsch sollte das Teil ja schon sein.



Zum Glück gab es vor Ort jede Menge Moos, so dass wir den Schrein noch etwas bemoosen konnten. Es war die Aufgabe eines speziellen Spielers, den Schrein im Spiel zu reinigen (bei manchen Figuren hat man als Orga/SL echt Glück: Die machen sowas, ohne dass man es ihnen aufträgt. Figuren mit eigenem Antrieb sind schöne Figuren für das eigene Larp). Da musste er auch Verunreinigungen, also Moos entfernen. Wenn man etwas am Moos zupft und es soll den Charme haben, festgewachsen zu sein, dann kann man es nicht einfach so auflegen. Aus dem Grund haben wir das Moos an den Schrein geklebt. Ich war dabei, als der Schrein das erste Mal in Augenschein genommen wurde und natürlich hat jemand am Moos gezupft. Als er dann merkte, dass das Moos sich nicht sofort lösen ließ, hat er seine Untersuchung diesbezüglich aufgegeben.

An einem der Dach-Aufständer-Hölzer hatten wir "innen" noch etwas Kupfer-Zier angebracht. Kupfer deswegen, weil es auf dem Larp eine wichtige Rolle spielte. Auch gab eines der Kupferteile einen weiteren Hinweis, den man verfolgen konnte.


Klar, man kann sagen: Der Schrein ist nicht hübsch.
Ist er auch nicht.
Aber ich bin dennoch stolz darauf, dass alles, was wir an Ideen hatten, irgendwie umgesetzt wurde und letztlich auch aus einfachen Materialien hergestellt werden konnte.

Im nachfolgenden Bild sieht man den Umschlag von dem Tagebuch des Geweihten. Der Mann war ja nicht doof und hat sein Buch vor Wind und Wetter geschützt - selbst wenn man als Reisender unterwegs ist, sollte man Bücher und Schriftstücke vor Nässe schützen.



Das Buch steckt hier nicht mehr in dem Wachstuch, es behält aber seine Form.
Das Wachstuch haben wir auch selbst hergestellt: Erstmal wurde ein Stück Baumwolltuch in Tee gefärbt. Nach dem Trocknen haben wir es dann durch flüssiges Wachs gezogen und austropfen lassen. Damit es benutzt aussieht, habe ich es mehrfach geknüllt, bis es kaum eine Stelle ohne Risse gab. Als das Buch dann fertig war, haben wir es in das Wachstuch eingeschlagen und das Tuch mit dem Föhn bearbeitet: Heiße Sommer lassen Wachs schmelzen und Wachstuch wird ja ebenfalls von Hitze/Wärme beeinflusst. Das führte letztlich dazu, dass das Tuch fest um das Buch schloss und die Spieler auf dem Larp erst Hemmungen hatten, das Wachstuch zu beschädigen. Zum Glück siegt da immer die Neugierde.
Das Wachstuch hat so gut geschlossen, dass wir sogar Wasser darüber gießen konnten und es passierte dem Buch nichts: Mission erfüllt!

Schrein und Wachstuch wurden nach dem Larp noch vor Ort entsorgt. Sie hatten ihre Zwecke erfüllt und unsere Wohnung ist bei weitem nicht groß genug für einen Mokoscha-Schrein.

Was und stark verwundert hat:
Die Spieler haben den Schrein von dem ersten Standort fortbewegt. Sie haben das Stück am Dach durch die Gegend getragen und wir, die Bastel-Crew, hatten die Befürchtung und gleichzeitig Hoffnung, dass unser Stückwerk dabei zu Bruch geht: Sich etwas löst, das ganze Teil auf den Boden knallt...
Es ist nichts passiert. Gar nichts. Die haben den Schrein an einem Stück über einige zig-Meter transportiert. Damit haben wir nicht gerechnet.
Es hat dann auch noch einige Zeit gedauert, bis dann der Hohlraum bemerkt wurde. Dann allerdings nahm in diesem Plotstrang die Spiel-Aktivität an Fahrt auf.

In den nächsten Wochen werde ich noch einiges vorstellen, was der WPG und ich für dieses eine Wochenende gebastelt, geschrieben und genäht haben. In dem Larp stecken gut zwei Jahre Vorbereitungszeit. Die erste Idee gab es im Sommer 2014. Seit dem Herbst 2014 gab es Plot-Arbeiten. Der Plot wurde vor Allem im Mai/Juni 2015 und im September/Oktober 2015 ideentechnisch entworfen. Ausgearbeitet wurde der Plot dann vor allem seit Weihnachten 2015 bis zu den Tagen des Larps selbst. Seit Dezember 2015 steckte fast jede freie Minute in dem Larp, die der WPG und ich hatten.
Und jetzt sind wir froh, dass es vorüber ist und wir wieder Wochenenden und Feierabende voller freier Zeit und ohne "wir müssen noch XYZ basteln" Stress vor uns stehen - wer einmal ein Larp organisiert hat, der weiß, wovon ich rede ;)

Nichts desto trotz war das Larp schön. Es hat viel Spaß gemacht zu sehen, was aus unseren Ideen wurden, wie sich die NSC Figuren entwickelt haben und was die Spieler alles herausgefunden haben und was auch eben nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Sie auf meinem Blog kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. Ihre IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.